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unsere September 2015 story

10.09.15

Bilder

Seit fünf Tagen sind wir in Sarajevo (genau im Vorort Ilidža auf einem Campingplatz).

Nach sechs Tagen in Plovdiv gings am 11. August los. In Bulgarien blieben wir noch sechs weitere Tage. Dann waren wir zwei Tage in Mazedonien, fünf im Kosovo, acht in Montenegro. In Bosnien sind wir nun bereits seit neun Tagen.

In Mazedonien angekommen fiel uns sofort auf, wie viel ordentlicher (im Vergleich zu Bulgarien) Dörfer und Häuser sind. Wir reisten über Strumica, Berovo, Štip, Veles, Skopje nach Tetovo. Diese Stadt (im Nordwesten) kannten wir noch nicht. Dass hier ein anderes Mazedonien ist bemerkten wir sofort. Es leben hier vor allem Albaner. In der Stadt ist eine alte Moschee mit sehr schön bemalter Aussenfassade (siehe Bild).

Am Grenzposten zum Kosovo wurde uns erklärt, dass der grüne internationale Versicherungsausweis für das Fahrzeug für den Kosovo nicht gültig ist. Dies wussten wir nicht. In ein paar Minuten war eine Versicherung abgeschlossen, für 15 Tage und für EUR 15. Problem gelöst. Unsere erste Pause war auf dem ersten Pass, bei einem Beizli. Draussen hing eine Schweizerfahne. Ein paar km entfernt, immer noch auf dem gleichen bewaldeten Bergrücken, fanden wir ein sehr grosses Picknick-Gelände. Hier blieben wir vier Tage. Ganz in der Nähe war ein grosses Restaurant. Die Kellner jung und schneidig, mit weissem Hemd, schwarzer langer Schürze, gepflegtem kurzem Haarschnitt, aber kaum Englisch sprechend. Das Restaurant natürlich mit wireless Internet. Ein Kosovare der über dreissig Jahre in Kriens LU lebte liess es bauen, finanziert mit der ausbezahlten Pensionskasse. In ein paar Jahren erhält der Mann auch noch die AHV. Gleich neben dem Restaurant steht ein grosses schönes Haus, mit viel Umschwung, gepflegtem Rasen. Auch dessen Besitzer lernten wir kennen: Eine jüngerer Kosovare mit Schweizer Pass, den Militärdienst absolviert, wie er stolz bemerkte. Es ist sein Ferienhaus.

Weiter ging die Reise über den Pass Prevalac, Prizren, Djakovica (Gjakove), und Peja (Peć) in das Rugova Tal (ganz im Westen). Auf dem Pass Prevalac (1515 m) waren wir im August 2007 mit dem Zelt für fünf Tage. Prizren und Peja kannten wir auch, Peja sogar ziemlich gut. Im Rugova Tal, fast zu hinterst, kannten wir ein Restaurant. Schon zwei Mal (November 2006, August 2007) nahm uns der gleiche Mann dorthin mit (wir machten Autostop). Nun trafen wir ihn ein drittes Mal, beim Restaurant. Er erkannte uns sofort. Gerne würde er wieder Mal in die Schweizer Berge reisen. (Er lebte früher ca drei Jahre im Kanton Zürich.) Dank ihm konnten wir den Bremach auf die Wiese des Restaurants stellen und dort übernachten.

Anderntags wollten wir auf den Pass Čakor (1849 m) fahren und somit (hoffentlich) nach Montenegro einreisen. Nach wenigen km war die Asphaltstrasse zu Ende und eine miserable Naturstrasse begann. Weiterfahren oder umkehren? Wir kehrten um, da wir auch nicht wussten, ob die Einreise nach Montenegro auf dieser Strecke überhaupt erlaubt ist. (Wie wir später erfuhren: Nur erlaubt für Fussgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer, nicht aber für PWs.) Der zweite Anlauf auf den Čakor zu fahren war gescheitert. (Den ersten Versuch unternahmen wir im September 2007, von der montenegrinischen Seite her, mit einem Mietwagen, mussten aber wegen Schnee umkehren.) Wir entschieden uns für einen dritten Versuch: Gleicher Weg durch das Rugova Tal zurück nach Peja, von dort nach Montenegro und über Rožaje, Berane und Andrijevica zum Pass. Erfolg! Nach 174 km Fahrt waren wir auf dem Pass Čakor (und nur knapp 8 km Luftlinie von unserem letzten Standort in einem anderen Land entfernt.) Bei Ankunft mussten wir der Grenzpolizei unsere Pässe zeigen, dann liess sie uns in Ruhe. Wir blieben zwei Nächte hier. Nach 18h fuhr die Polizei zurück ins Tal, nach 9h erschien sie wieder. Die Beerensammler (Heidelbeeren) blieben länger und erschienen früher (zu Fuss, mit PW oder zu Pferd). Ausflügler kamen nur sehr wenige. Nachts sahen wir einen klaren Sternenhimmel, tagsüber die Alp Štavna bei den Komovi Bergen, 27 km entfernt. Dort waren wir schon, und dorthin wollten wir zurück.

Auf der Alp Štavna (1800 m) im Komovi (2478 m) parkierten wir am gleichen Ort wo unser Zelt im Juli 2007 stand (sicher auf ein paar Meter genau, siehe Bild). Diesmal blieben wir zwei Tage statt vier.

Das nächste Ziel war der Nationalpark Durmitor (im NW von Montenegro). Der Ort Žabliak ist der Ausgangspunkt dazu. Nach einer Nacht auf einem Campingplatz dort wählten wir einen besseren Standort: Kurz nach dem Pass Sedlo (1908 m), auf einer flachen Kuppe, etwas abseits der Strasse, mit bester Sicht auf die Berge. Am Mittag des zweiten Tages erschien ein Ranger. Er wollte unsere Eintrittskarten für den Park sehen. (Wir hatten keine, wo hätten wir diese auch kaufen sollen. ) EUR 3 pro Person und noch EUR 3 für das Fahrzeug, mit Quittung, alles hat seine Ordnung. Und dann: Hier übernachten dürften wir nicht. Etwas weiter unten sei ein dafür bestimmter Ort, sogar mit gutem Quellwasser. Der Ranger war weder ungehalten noch unfreundlich, aber bestimmt. Wir packten zusammen und fuhren weiter. Den Durmitor kannten wir ja bereits sehr gut. Zwei Tage später waren wir bereits in Bosnien.

Der erste Halt dort war am Fluss Drina, bei einem Camp für river rafting. Wir blieben dort für eine Nacht. Aufs Wasser gingen wir nicht. Am nächsten Tag fuhren wir in den Nationalpark Sutjeska, zum See Orlovačko jezero. Der Parkranger erschien hier nicht erst am zweiten Tag (wie im Durmitor), sondern schon nach 10 Minuten. (Er sah uns vom Rangerhaus aus anfahren.) Wir durften bleiben wo wir waren. Am nächsten Tag bezahlten wir ihm das Eintrittsgeld (EUR 10). Wir bekamen dafür ein Gläschen Schnapps offeriert. Am See Orlovačko jezero waren wir schon im Sommer 2006 (als wir zwei Tage und Nächte bei Regen im Zelt ausharrten bevor wir in das Rangerhaus umzogen). Diesmal hatten wir bestes Wetter. Wir machten von hier eine Tour zum See Kotlaničko jezero, ebenfalls im Zelengora Gebirge. Zelengora heisst Grüner Berg. Wir fanden aber das Gebiet sehr karg und trocken vor. Es gefiel uns vielleicht gerade deshalb so gut (siehe Bild).

Vom See Orlovačko jezero fuhren wir in einem Tag nach Sarajevo, auf Umwegen via Čemerno, Gacko, nochmals durch die Zelengora, Kalinovik und Trnovo.

Sarajevo ist uns ja gut bekannt. (Der erste Besuch war im April 2006, der letzte im Juni 2010, der längste von Februar bis April 2007.) Was uns jetzt auffiel: Viel mehr Touristen in der Altstadt, mehr Hotels, mehr Restaurants und Cafés, die Stationen der Strassenbahn haben nun eine Namenstafel. Sarajevo scheint also eine beliebte Touristendestination geworden zu sein. Unser Stammrestaurant “Dženita” ist noch da (auch sein Besitzer von eh und je und der Kellner vom letzten Besuch). Unser Café "Dallas" ist nicht mehr da, ebensowenig die gute Buchhandlung “Sahinpasić”. Auf dem Campingplatz "Oaza" in Ilidža sind die vergnügten paar Frauen auch nicht mehr da. Aber ein neuer Nachtwächter arbeitet hier, der während der ganzen Zeit des Krieges (1992 - 95) in Sarajevo blieb und uns vom Leben während der Belagerung erzählte. Wir trafen auch wieder unsere Freunde Aida und Darko. Trotz all den Veränderungen gefällt uns Sarajevo immer noch sehr.

Dies soweit zu unserer Nostalgie-Rückreise.

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