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unsere Oktober 2012 story

27.10.12

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In Hattuscha (Hattuša, Hattuşaş) blieben wir 5 Tage, genau gesagt im nahen Dorf Boğazkale. Hattuscha war die Hauptstadt der Hethiter. Diese herrschten zwischen 1600 und 1200 vuZ über weite Teile Kleinasiens und Syriens. Neben Ägypten und Assyrien / Babylonien waren die Hethiter die dritte Grossmacht des Alten Orients.

Zuerst besuchten wir das hethitische Heiligtum Yazılıkaya, etwas ausserhalb von Hattuscha gelegen. Hier sind in Felswände gehauene Reliefs zu sehen, zum Beispiel 12 Unterweltsgötter in einer Reihe, die Sonnengöttin Hebat oder der Grosskönig Tudhaliya IV. Diese über 3000 Jahre alten Reliefs sind leider zum Teil stark verwittert.

Anschliessend besuchten wir Hattuscha selbst. Das ehemalige Stadtgebiet ist sehr gross. (Die Stadtmauer war ca 6 km lang.) Heute fahren die Touristencars auf einer Asphaltstrasse durchs Gelände und halten an ein paar Orten, damit die Touristen ja nicht weit laufen müssen und die Besichtigung schnell abgehakt werden kann. Wir fühlten uns wieder privilegiert, da wir uns unbeschränkt Zeit nehmen konnten. Wir waren natürlich zu Fuss unterwegs. Der Ort hat uns sehr beeindruckt, wegen der Geschichte, aber auch wegen der schönen Landschaft. Sowohl Hattuscha wie Yazılıkaya sind übrigens auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Unser nächster Besuch galt Kerkenes, 100 km südöstlich von Hattuscha gelegen, bei der Stadt Sorgun. Kerkenes war die Stadt Pteria der Meder, erbaut vor ca 2600 Jahren. Die Stadt wurde vom Lyderkönig Krösus (der so steinreich war) zerstört und danach nicht wiederaufgebaut. Hier trafen wir in zwei Tagen nicht einen Touristen, aber eine Gruppe von Türkischen Archälogen. Sie hatten ihren letzten Arbeitstag für dieses Jahr und waren am zusammenpacken. Im Juli 2013 wollen sie wiederkommen. Von der Stadt, die auf einer Bergspitze lag, ist praktisch nichts mehr zu sehen. Aber die 7 km lange Stadtmauer konnten wir praktisch in der ganzen Länge gut erkennen.

Anschliessend war Kappadokien an der Reihe, das Gebiet zwischen Nevşehir und Kayseri. Kappadokien ist weltbekannt, wegen der bizarren Landschaft, den in den Fels gehauenen Kirchen und Wohnungen, den unterirdischen Orten (zum Teil mehrere Stockwerke umfassend). Dementsprechend ist auch der Tourismus. So waren zum Beispiel vor dem Freilichtmuseum von Göreme 12 Touristencars parkiert. Ballonfahren über der Landschaft ist offensichtlich sehr beliebt. So sahen wir 20 Heissluftballone gleichzeitig (am blauen Himmel). Wir haben auf dieses Vergnügen verzichtet. Unsere Standorte in Kappadokien waren Çavuşin, Göreme und Yukarı Soğanlı.

Die bizarren Felsformationen sind der Erosion von weichem Tuffstein zu verdanken. Der Tuffstein ist die Ablagerung von vulkanischer Aktivität, zum Teil hunderte Meter dick. Da der Tuff nicht nur erodiert, sondern sich auch leicht behauen lässt haben Menschen darin Wohnungen gebaut. Diese sind im Sommer kühl und im Winter warm. Im Zelve Tal z.Bsp. wurden die letzten Bewohner erst 1953 umgesiedelt, nachdem durch Erdbeben und Erosion immer mehr Höhlen einstürzten.

Im Moment sind wir in der grossen Stadt Malatya in Ostanatolien.

08.10.12

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Seit gestern sind wir in Hattuscha, ca 150 km nordöstlich von Ankara.

Nach 3 Tagen in Sosopol am Schwarzen Meer gab's auf dem Weg zur Grenze noch eine letzte Uebernachtung in Bulgarien, verbunden mit dem Besuch der historischen Stätte Petrova Niva. Paul war 94 Tage in Bulgarien, Monika 2 Wochen weniger, und er ist in dieser Zeit 2570 km gefahren.

Am 15.09.12 sind wir in die Türkei eingereist. Der Grenzübergang war nach Malko Tarnovo. Der erste Standort in der Türkei war wiederum am Schwarzen Meer, auf dem Campingplatz von Kıyıköy. Hier lernten wir Max und Stephie aus Hannover sowie Werner, Silvana und Sohn Michael (5-jährig) aus Dachsen ZH kennen. Max & Stephie waren auf dem Weg nach Istanbul, per Fahrrad. (Sie sind dort auch angekommen, wie sie uns später mitteilten). Werner, Silvana und Michael wollen mit ihrem Renault Estafette ein Jahr reisen, wenn möglich via Iran und Pakistan bis nach Indien und Bangladesch. Wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen. Wir waren die einzigen Ausländer auf dem Platz.

Nach einem weiteren Aufenthalt an der Küste, in Karaburun, gings an den Bosporus. Dort blieben wir drei Tage. Der zweite Standort war direkt an der Mündung vom Bosporus ins Schwarze Meer, beim Leuchtturm von Rumeli Feneri. Von unserem Platz aus, erhöht auf ungenutztem Feld, hatten wir eine gute Aussicht auf die Mündung. Am Morgen fuhren die Frachter Richtung Süden (Marmarameer und Mittelmeer), am Nachmittag Richtung Norden (Schwarzes Meer). Wir sahen auch wie die Lotsenboote längsseits an den Frachtern anlegten (natürlich wärend der Fahrt). Die Lotsen selbst, die je nach Fahrtrichtung an oder von Bord gingen, konnten wir allerdings wegen der Distanz nicht sehen. Uebrigens ist es nicht obligatorisch, dass ein Lotse wärend der Fahrt durch den Bosporus an Bord ist. Einige Reedereien sind zu knauserig und verzichten auf einen Lotsen. Ein türkisches U-Boot und ein Kreuzfahrtschiff konnten wir ebenfalls beobachten.

Am 24.09.12 gings nach Asien, nicht auf der Fähre bei Çanakkale (wie am 20.02.11) sondern auf der Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke über den Bosporus bei Istanbul, auf gut 64 m über dem Wasser. In Europa waren wir insgesamt 165 Tage. Im asiatischen Teil der Türkei war unser erster Standort auch am Schwarzen Meer, in Akçakese. Per Zufall trafen wir hier auf dem Campingplatz wieder Werner, Silvana, Michael aus Dachsen.

In Dikili (in der Nähe von Çamkonak) übernachteten wir auf einem Felsen direkt am Meer. Ein Ehepaar kam vorbei und schenkte uns zwei Palamut Fische (Sarda sarda, kleiner Bonito). Paul nahm sie aus, Monika hat sie gebraten. Es war ein feines (und grosses) Samstag Abendessen. Der Mann war übrigens bosnischer und die Ehefrau griechischer Abstammung.

Karaburun bei Akçakoca war unser letzter Standort am Meer. Insgesamt waren wir 30 Tage am Schwarzen Meer (Bulgarien, Türkei, 3 Tage Bosporus miteingerechnet). Es gibt für uns also nicht nur die Berge. Das Wasser war für's Schwimmen noch warm genug, allerdings nicht immer ruhig genug.

Ab der Küste gings am 02.10.12 in südöstlicher Richtung über Düzce, Bolu, Beypazarı, Kızılcahamam, Çankırı, Sungurlu und über mehrere Pässe ins Landesinnere bis hierhin nach Hattuscha, 618 km weit. Die Landschaft wurde immer karger. Aber auch die karge Landschaft ist sehr reizvoll: Riesige Ackerlandschaften, stundenlang nur ferne Berge und Aecker, kaum je ein Dorf zu sehen. Die Felder sind alle abgeerntet. Nun sind viele Traktoren unterwegs, das Wintergetreide wird gesät. Die Traktoren sind manchmal kilometerweit entfernt, und nur auszumachen dank der Staubwolken die sie verursachen.

Ueber Hattuscha, der ehemaligen Hauptstadt der Hethiter, berichten wir das nächste Mal.

Uebermorgen (10.10.12) sind es sieben Jahre seit wir von Kefikon aufgebrochen sind. Hoffentlich folgen nun keine sieben magere Jahre.

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