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unsere September 2012 story

13.09.12

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Im Moment sind wir in Sosopol am Schwarzen Meer.

Nach Orešak bei Trojan ging es weiter ostwärts, über Gabrovo zum Shipka Pass (Šipčenski prohod, 1185 m). Er ist für die Geschichte Bulgariens sehr bedeutend. 1877 und 1878 fanden hier während des Russisch-Osmanischen Krieges wichtige Schlachten zur Befreiung Bulgariens statt. Der Pass ist deshalb im bulgarischen Nationalbewusstsein tief verankert. 1934 wurde hier ein über 30 m hohes Denkmal eingeweiht. Im Innern ist über fünf Etagen ein Museum eingerichtet. Wir blieben drei Tage in der Nähe dieses Passes.

Anschliessend besuchten wir das Kloster Sokolski und das Freilichtmuseum Etara (ein bulgarisches Ballenberg). Ueber Veliko Tarnovo, Kotel, Karnobat und die Gegend Strandscha gings dann in südöstlicher Richtung ans Schwarze Meer.

Die Umgebung von Karnobat ist ein grosses Weinbaugebiet. Ueber viele Kilometer waren Weinreben zu sehen, ununterbrochen.

Die Strandscha ist ein flaches Gebirge im Südosten Bulgariens und der angrenzenden Türkei. Der 'Naturpark Strandscha' schliesst (auf bulgarischer Seite) beinahe das ganze Gebirge ein und ist das grösste Naturschutzgebiet Bulgariens. Hier fuhren wir stundenlang auf kleinen Strassen durch Eichenwälder. Einem Fahrzeug sind wir dabei kaum begegnet. Das Gebiet ist auch sehr dünn besiedelt. Die wenigen angetroffenen Dörfer waren klein und sehr einfach. Bei einer Uebernachtung in der Strandscha (auf einer kleinen Waldlichtung in der Nähe der Strasse) klopfte um ein Uhr nachts die Grenzpolizei an unsere Türe. Die zwei Polizisten entschuldigten sich für die Störung, sie täten halt nur ihren Dienst. Sie meldeten unsere Passnummern per handy weiter. Nach offensichtlich positiver Rückmeldung verabschiedeten sie sich höflich.

Am 01.09. erreichten wir in Carevo das Schwarze Meer, nach 142 Tagen und 5'196 km Unterwegssein. Von Carevo fuhren wir in Etappen südwärts der Küste entlang bis an die Grenze zur Türkei in Rezovo (hier gibts keinen Grenzübergang), anschliessend wieder die Küste hoch bis Sosopol.

Der erste Halt südwärts war auf dem Campingplatz von Ahtopol. Der Platz liegt am Rand eines schönen Sandstrandes, etwas erhöht auf einer Klippe, mit Aussicht auf Strand und offenes Meer. Wir blieben vier Tage hier. Ahtopol selbst ist ein ruhiges kleines Städtchen.

Der zweite Halt war noch weiter südlich, 5 km vor der Grenze zur Türkei, auf dem Campingplatz von Silistar. Hier ist nur der sehr einfache Campingplatz, die U-förmige kleine Bucht mit Sandstrand, umgeben von Eichenwald. Bei unserer Ankunft schien es uns wir seien wohl die einzigen Gäste. Am folgenden Tag aber war der Campingplatz belegt. Es war ein Feiertag, der Tag der bulgarischen Einheit, verbunden mit einem verlängerten Wochenende. Das nächste Zelt war keine drei Meter von uns entfernt, und die grosse Feuerstelle auch nur fünf. Wir wunderten uns sehr, wie nahe bei den Zelten die Bulgaren ein grosses Feuer entfachen können, dies offensichtlich ohne Bedenken, dass die Glut ein Loch in das (neue) Zelt brennen könnte. Dieses Detail war für uns ein weiteres Beispiel dafür, wir unbekümmert die Bulgaren offenbar sein können. Es ist ja auch nichts passiert. Das Holz für das Feuer wurde gleich mit dem kleinen Lastwagen im Wald gesucht und herbeigeschleppt. Der Stromgenerator wurde zwar um 22 Uhr abgestellt, aber eine Nachtruhe gab es deswegen nicht. Ein paar Leute sassen noch um 4 Uhr draussen am Feuer. Das Beobachten des Betriebes machte wirklich Spass. Was die Leute alles herbeischleppen, für drei oder vier Tage, vor allem an Esswaren! Auch hier blieben wir vier Tage.

Auf dem Rückweg wieder nordwärts besuchten wir Begliktaš, in der Nähe der Stadt Primorsko. Der Ort wurde von den Thrakern errichtet, als ein Felsheiligtum. Es wird angenommen, dass Begliktaš über tausend Jahr lang benutzt wurde, vom 14. Jh. vuZ bis zum 4. Jh. unserer Zeitrechnung. Das Heiligtum liegt auf einem Hügel über dem Meer, im Eichenwald. Das Territorium, auf dem es sich befindet, gehörte einst zum Jagdrevier des kommunistischen Staatsführers Schiwkow, unzugänglich für Normale. So blieb Begliktaš der Wissenschaft bis 2003 unbekannt.

Anschliessend gabs wieder einen Aufenthalt direkt am Meer. Etwa 12 km südlich von Sosopol liegt ein 3 km langer Sandstrand, an beiden Enden ein grosser Hotelkomplex, dazwischen nur Sand am Meer. Ein Strässchen führt hinter der niedrigen Düne dem Strand entlang. So war es uns möglich ein Plätzchen zu finden, auf der Düne selbst, in Humata. Am folgenden Morgen konnten wir einen schönen Sonnenaufgang beobachten. Baden war allerdings nicht möglich. Der Nordostwind war zu stark.

Nun sind wir seit vorgestern in Sosopol. Wir haben hier in der Altstadt ein Zimmer gemietet. Wir verbringen die Zeit mit Bummeln durch die Altstadt, Museumsbesuchen und häufigem Einkehren in eines der vielen Restaurants. Sosopol ist ein bekannter Tourismusort. Die Altstadt mit den schmalen Gässchen und den alten Holzhäusern hat einen besonderen Charme. Die Hochsaison ist (zum Glück) allerdings vorbei. So ist es ganz angenehm hier. Sosopol ist eine der ältesten Städte Bulgariens. Es wurde übrigens von den Griechen gegründet, als Apollonia im Jahre 610 vuZ. Bis ins Jahr 1925 (Bevölkerungsaustausch zwischen Bulgarien und Griechenland nach dem Ersten Weltkrieg) war die Bevölkerung mehrheitlich griechisch und nicht bulgarisch.

Heute vor drei Monaten sind wir nach Bulgarien eingereist. Am Schwarzen Meer sind wir nun seit zwölf Tagen. Die Zeit der Berge scheint schon lange vergangen zu sein. Und wahrscheinlich sind wir schon in wenigen Tagen in der Türkei.

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