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unsere Juli 2012 story

15.07.12

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Seit heute Abend sind wir in Plovdiv.

Nach 2 Nächten im Hotel Vit in Teteven gings zum Berghaus Vežen im Nationalpark 'Zentralbalkan' in der Stara planina (altes Gebirge), die letzten 17 der 35 km fast nur auf einem schlechten Natursträsschen und ausschliesslich durch Wald, von 603 m auf 1622 m Höhe. Der Parkplatz beim Berghaus war ausserhalb der Umzäunung, aber das Gatter wurde geöffnet und wir durften uns auf der grossen Wiese neben dem Haus einrichten.

Am Tag nach unserer Ankunft (am Sonntag 08.07.12) war auf der nächstgelegenen Alp ein Namenstagsfest und wir wurden dazu eingeladen. So wanderten wir dorthin. Tische und Bänke unter Sonnenschirmen, Fleischsuppe, Bier (vom Fass), Schnaps, Frischkäse, saure Milch (Yoghurt), Brot, Salat, grilliertes Fleisch, alles war da. Es wurde getanzt, zwei Musikanten spielten auf (mit Verstärkung, der Strom kam aus dem mobilen Generator). Nach einer Weile bedankten wir uns beim Gastgeberehepaar und wanderten zurück. Die Gastgeber und auch andere zeigten ihre Freude, dass wir in die Berge Bulgarien's kamen. Die Berge in der Schweiz seien doch schöner (was ja auch stimmt). Das Fest dauerte wohl noch lange.

Am Dienstag wollten wir über den Berg Vežen (2198 m) zum Berghaus Benkovski wandern und dort übernachten. Der Vežen ist der dritthöchste Berg im Zentralen Balkangebirge. Nach 2 Stunden aber kehrten wir auf 2100 m um, wegen schlechtem Wetter. Zurück beim Bremach war der Himmel wieder wolkenlos. Ja nu.

In den nächsten Tagen hatten wir aber Wetterglück. Wir wanderten zum Berghaus Echo (1645 m), über mehrere Bergrücken (Bergwanderweg Kom - Emine und E3) in gut 6 Stunden und ohne Hast. Dort übernachteten wir. Wir waren 8 Gäste. Einige davon übernachteten in 3 Zelten neben dem Berghaus. Um 21 Uhr kam Nachschub aus dem Tal, aus Ribarica: Der Hüttenwart mit zwei Pferden, diese gut beladen mit Getränken (Bier), Esswaren und Sonstigem. Auf dem Hinweg trafen wir unterwegs keine Berggänger, auf dem Rückweg wenigstens eine Gruppe, Bulgaren und Russen. Auch beim Berghaus kamen wenige Leute vorbei und die 140 Plätze blieben meist unbenutzt. Nach 7 Tagen verliessen wir unseren schönen Platz beim Berghaus Vežen. Der Lebensmittelvorrat ging zur Neige und ... Monika hat seit Tagen Zahnschmerzen. Ein Besuch beim Zahnarzt ist angebracht. So entschieden wir uns nach Plovdiv zu fahren. Unterwegs übernachteten wir noch beim Berghaus Vasilyov und fuhren heute über den Trojanpass (1525 m) nach Plovdiv, 150 km.

Hier in Plovdiv sind wir nun im gleichen Haus wie Dezember/Januar 2010/11 und wie letzten August für ein paar Tage mit Katrin. Wir leben ja sehr gerne in der freien Natur, als Abwechslung für ein paar Tage eine Wohnung zu haben ist aber auch schön. Für morgen ist Zahnarztsuche angesagt.

06.07.12

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Seit gestern sind wir in Teteven, östlich von Sofia.

Von Belogradčik mit den interessanten Felsformationen gings südostwärts Richtung Berkovica. Nach 60 km machten wir im Dorf Čiprovci Halt. In der Umgebung wollten wir ein schönes Plätzchen suchen. Aber eine Pension im Dorf hat es uns angetan: nette Leute, ein kleiner Innenhof mit Blumen und Tische im Schatten, und ein helles Zimmer für 18 Franken pro Nacht (für beide incl. Frühstück). So entschieden wir uns für die Pension und blieben drei Nächte. Drei junge Holländer (zwischen 20 und 22) waren auch für ein paar Tage hier. Sie beobachteten in der Umgebung Vögel und Schmetterlinge. Wir machten einen Ausflug zu einem Wasserfall tief im Bergwald. Ohne detaillierte Skizze des Gastgebers hätten wir diesen wohl kaum gefunden.

Der nächste Etappenort war beim Berghaus 'Kom' südwestlich von Berkovica. Das Berghaus ist auf einem Asphaltsträsschen erreichbar, da im Winter ein kleiner Skilift in Betrieb ist. Unser Platz war im lichten Walde in der Nähe des Hauses auf 1500 m. Je nach Bedarf konnten wir Tisch und Stühle an Sonne oder Schatten stellen. Durch den lichten Wald sahen wir von unserem Standort aus sowohl Sonnenaufgang wie -untergang. Von hier aus stiegen wir auf den Berg 'Kom', 2016 m hoch und 6 km von der Grenze zu Serbien entfernt. Hier beginnt der Bergwanderweg Kom - Emine. Dieser führt über 650 km bis an das Schwarze Meer (zum Kap Emine im NO von Burgas). Seit 1989 ist dieser Weg in den europäischen Fernwanderweg E3 integriert (6'950 km von Santiago de Compostela in Spanien bis zum Kap Emine). Dem E3 sind wir in den letzten Jahren schon mehrmals begegnet und nun wieder.

Vom Berghaus 'Kom' gings über den Petrohanpass (1420 m) südwärts bis in die Stadt Svoge, ca 30 km nördlich von Sofia. Den Bremach liessen wir hier auf einem privaten Grundstück gleich neben Bahnhof und Busstation stehen. Mit dem Minibus waren wir in einer Stunde an der Peripherie von Sofia, und von dort mit dem Tram bald im Zentrum. Dort fanden wir in kurzer Zeit ein kleines angenehmes Hotel für 2 Nächte. Von Zimmer und Balkon aus sahen wir direkt auf die Synagoge (siehe Bild). Sie soll eine der grössten in Europa sein. Ein kurzer Aufenthalt in Sofia war seit längerem geplant. Der einzige Grund dafür war die Beschaffung von Wanderkarten für das Balkangebirge (stara planina). Dann kam noch ein zweiter Grund hinzu: Die Kamera von Paul funktionierte nicht mehr. Beide Pendenzen konnten wir gleich am ersten Nachmittag erledigen: Karten und neue Kamera waren gekauft. So blieben noch eineinhalb Tage für etwas sightseeing. Der erste Eindruck von Sofia war durchaus positiv. Nach all dem Gehörten hatten wir dies nicht erwartet. Die Atmosphäre für eine Hauptstadt ist locker, entspannt, wir fühlten uns sofort wohl. Mit dem Zug fuhren wir dem Fluss Iskar entlang zurück nach Svoge.

Gut ausgerüstet gings gleich weiter Richtung Balkangebirge, zuerst in die Vračanska planina südwestlich von Vraca. Die Berge hier sind eher sanft, mit dichtem Wald oder Weideflächen. Wir etablierten uns an drei verschiedenen Orten. Der dritte war in der Nähe von Okolčica, einem Aussichtspunkt mit grossem Monument zu Ehren von Christo Botev. Botev war Dichter, Revolutionär, einer der Anführer des Aufstandes von 1876 und soll hier in Okolčica 1876 im Befreiungskampf gefallen sein. Heute gilt er als einer der Nationaldichter Bulgariens. Wir hatten nicht nur die Erinnerung an Botev in unserer Nähe, sondern auch einen Brunnen, offensichtlich der einzige weit und breit. Auf jeden Fall kam täglich ein Hirte mit seinen Schafen und Ziegen von weit her hierhin, und auch eine Gruppe Pferde (die sich natürlich ohne Begleitung frei bewegten). Unser flaches Plätzchen (auf 1010 m) wurde auch von diesen Pferden beansprucht, wie wir bald merkten. Dies erstaunte uns sehr, da hier kaum noch Gras wuchs (siehe Bild). So mussten wir die Pferde für eine Weile auf Distanz halten, bis sie wieder irgendwohin verschwanden. Am letzten Abend kamen zwei Männer vorbei, riefen und pfiffen die Pferde herbei, vertrieben dann Stuten und Fohlen und luden den schweren grauen Hengst in ihren Lieferungswagen. Es war kaum zu glauben, dass ein PW oder Lieferungswagen sich überhaupt auf dem Strässchen bewegen konnte, teilweise wirklich über Stock und Stein, wenn auch nur im Schritttempo.

Nach Vračanska planina und Okolčica gings in drei Etappen nach Teteven. Unterwegs besuchten wir die zwei Klöster Čerepiški bei Ljutibrod und Gloženski bei Gložene. Das erste liegt am Fluss Iskar in einem engen steilen Talabschnitt, das zweite weit oben an einem bewaldeten Berghang zuäusserst auf einem Sporn. Dieses (Gloženski) gefiel uns besser wegen der Lage, der Aussicht und weil es burgartig und aus Holz erbaut ist (mit Ausnahme der Kirche die im Innenhof steht, siehe Bild).

Hier in Teteven geniessen wir ein kleines familiäres Hotel mit allen Annehmlichkeiten (Dusche, Waschmaschine, sogar den kleinen swimming pool, etc). Seit vielen Tagen geniessen wir auch einen meist wolkenlosen Himmel. Der Genuss ist manchmal etwas eingeschränkt wegen den hohen Temperaturen. Teteven ist ringsum von bewaldeten Bergen umgeben. An Wald fehlt es in Bulgarien nicht.

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