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unsere Mai 2011 story

22.05.11

Bilder

Seit gestern Samstag sind wir in der Stadt Kayseri, ziemlich in der Mitte der Türkei.

Nach der Rückkehr von Girne (Nordzypern) blieben wir einen weiteren Tag am Meer, auf dem kleinen Campingplatz von Boğcak (bei Taşucu in der Nähe von Silifke an der Südküste). Wir waren schon vor dem kurzen Abstecher nach Girne hier.

Dann ging es wieder ins Landesinnere, zuerst nach Uzuncaburç (das antike Olba, Diocaesarea, Diokaisareia, Ura). Der Ort ist heute in kleines Dorf auf 1200 m. In der hellenistischen Zeit war er das Machtzentrum eines Priesterstaates. Der Zeus-Olbios Tempel gehört zu den grössten hellenistischen Tempeln Kleinasien. Wir blieben zwei Tage hier. An unserem Standort direkt neben etwas abgelegenen Ruinen und ein paar Häusern kamen wenige Touristen vorbei.

Die nächste Etappe war Alahan, auch in den Bergen, auf über 1000 m. Der Ort war früher ein Kloster oder ein Pilgerort (die Gelehrten sind sich nicht einig). Heute sind nur noch Ruinen zu sehen. Aber die Aussicht in das grosse Tal des Flusses Göksu ist sehr imposant. Wir hatten unseren Standort etwas unterhalb des Klosters, direkt an der Hauptstrasse Silifke - Karaman. Aber sie war wegen Bauarbeiten gesperrt. Dies bot die Gelegenheit uns mit kurdischen Bauarbeitern zu unterhalten.

Dann ging es in die Kleinstadt Ereğli, für zwei Nächte in ein Hotel. Duschen und Kleider waschen lassen war wieder mal angesagt. Von hier aus machten wir einen Ausflug in das nahegelegene Dorf Ivriz. Dort besichtigten wir ein berühmtes Hethiter-Relief und machten anschliessend eine Wanderung in ein steiles Canyon.

Die nächste Etappe war Belemedik bei Pozantı weiter östlich. Der Ort besteht aus einem Bahnhof und ein paar wenigen Häusern, die meisten sind nur am Wochenende bewohnt. Bei unserer Ankunft treffen wir eine Familie beim Picknick, wir sind zum Tee eingeladen. Der Platz gefällt uns, es ist ein offizieller Picknickplatz, Wasser und (sehr bescheidene) Toiletten sind vorhanden, wir entscheiden uns also hier zu bleiben. Wieso fuhren wir nach diesem Belemedik in einem so abgelegenen Tal? Wegen der Kilikischen Pforte und wegen der Eisenbahngeschichte.

Die Kilikische Pforte (ein Einschnitt, ein Pass im Taurus Gebirge) war schon vor Jahrtausenden ein wichtiger Verbindungsweg zwischen dem anatolischen Hochland und Syrien. Schon das Heer der Perser zog hier durch, auf dem Weg nach Griechenland, und in umgekehrter Richtung Alexander der Grosse auf seinem Weg bis nach Indien, die Ritter des ersten Kreuzzuges und viele mehr.

Auch die Baghdadbahn führt durch die Kilikische Pforte. Diese Bahn, Konstantinopel mit Bagdad verbindend, wurde von den Deutscher erbaut und 1918 eröffnet. Der Spital der Deutschen, jetzt eine Ruine, stand nun gleich neben dem Bremach, und das Bahntrasse war auch nur 200 m entfernt. Den Zugsverkehr konnten wir 3 Tage lang beobachten. Wir machten auch eine Wanderung talabwärts, auf der Suche nach alten und imposanten Eisenbahnbrücken.

Am 17.05.11 ging es wiederum nordwärts, in das Aladağlar Gebirge (östlich von Niğde, südlich von Kayseri). Wir fuhren den Bergen entgegen bis wir ausserhalb des Dorfes Çukurbağ auf freiem Feld auf 1589 m Halt machten. Die Aussicht war schön, das Terrain ungefähr eben, der Standort also gut (siehe Bild). Die vorbeiziehenden Schafe störten uns nicht, ebensowenig die grossen Schäferhunde (sie nahmen kaum von uns Notiz) und ein Schwatz mit dem Schäfer war ja willkommen. An diesem Tag vor einem Jahr haben wir die Schweiz verlassen.

Nach zwei Tagen (an Monika's 60.) fuhren wir doch noch 6 km näher und 150 m höher an die Berge heran, in das Emli vadisi Tal, bis zu einem Zeltplatz für Kletterer, Bergsteiger, Bergwanderer auf 1748 m. Es war Betrieb, dank eines verlängerten Wochenendes. Mindestens 12 Zelte wurden aufgeschlagen. Wir erlebten die ersten Gewitter in Türkischen Bergen, auch nachts. Wegen sehr wechselhaftem Wetter waren wir weniger unternehmungslustig als einige Türken. Wir beschränkten uns auf kleinere Wanderungen. Auch bei bestem Wetter wären wir wohl kaum auf die 3000er gestiegen (der Demirkazık, der höchte ist 3756 m.)

Nach wiederum zwei Tagen ging es zügig bis nach Kayseri. Die Gasflasche war leer. Wir sind inzwischen so verwöhnt, dass wir nicht auf warmes Essen und Heizung verzichten wollen. Hier in Kayseri werden wir sicher wieder Nachschub kriegen.

Ein Nachtrag:
Am 02.05.11, auf unserem Weg nach Taşucu, trafen wir unerwartet auf Annemarie und Hanspeter auf ihrem Weg nach Jerusalem. Sie legten gerade am Strassenrand und im Schatten eine Pause ein. Eine grosse Freude und ein Hallo beiderseits. (Wir hatten die Zwei am 18.03.11 in Selçuk kennengelernt.)

06.05.11

Heute vor 3 Monaten sind wir in die Türkei eingereist, und heute wieder. Die letzten 2 Tage waren wir nämlich in einem anderen Land, in Nordzypern.

Der Grund für diesen Abstecher: Wir sind am 06.02. normal als Touristen eingereist, d.h. wir hatten eine Aufenthaltsbewilligung für 3 Monate. Den Versuch nun eine Verlängerung zu bekommen haben wir gar nicht versucht, es schien uns einfacher aus- und wieder einzureisen, d.h. einen neuen Einreisestempel in den Pass zu kriegen. Dies ist nun geschehen, also können wir wieder 3 Monate in der Türkei bleiben.

Es gab allerdings etwas Umtriebe wegen dem Bremach: Eine Einreise in die Türkei mit einem Fahrzeug wird im Pass vermerkt. Das heisst man muss mit dem Fahrzeug ausreisen, man kann es nicht einfach stehen lassen. Aber ein Deponieren im Zollfreilager ist möglich. Das haben wir auch gemacht. Es hat uns ein paar Stunden Umtriebe gekostet, wir lernten dabei etwas Türkische Bürokratie kennen. Dies hiess warten, von einem Büro ins andere gehen, sogar von einem Hafen in den anderen und wieder retour (allerdings im gleichen Ort), geduldig und höflich bleiben, auch wenn die Beamten nicht wissen was zu tun ist. Schliesslich hat es geklappt, der Bremach blieb im Hafen und wir konnten ausreisen.

Die Distanz von Taşucu (bei Silifke) nach Girne (auf Nordzypern) ist 112 km. Für die Hinfahrt wählten wir die langsame Autofähre, Fahrtdauer 6 Stunden, Abfahrt war um 3 Uhr morgens statt um Mitternacht. Für die Rückfahrt wählten wir die Expressfähre, die Fahrtdauer war 3 Stunden (statt weniger als 2 Stunden gemäss Fahrplan). Ein Problem mit dem Motor (die Küste der Türkei war schon in Sicht) bedingte ein langsameres Fahren.

Nordzypern (offizielle Bezeichnung: Türkische Republik Nordzypern) ist nur von wenigen Staaten (u.a. der Türkei) als Staat anerkannt. Die offizielle Sprache ist Türkisch, die Währung die Türkische Lira.

Girne ist modern, entwickelt. Wir erwarteten eine einfache Hafenstadt. Gefehlt. Wir trafen auch weit mehr Ausländer als erwartet, fast ausnahmslos ältere Leute aus Grossbritannien, die als Touristen hier sind, oder ihren Wohnsitz in diese wärmere Weltgegend verlegt haben. Vielleicht sprechen deshalb so viele Einheimische auch Englisch.

Nun sind wir also wieder in der Türkei, im Moment auf einem kleinen und sehr einfachen Campingplatz direkt am Meer, bei Taşucu in der Nähe von Silifke an der Südküste.

In den nächsten 3 Monaten wollen wir quer durch's Land in den Nordosten fahren, und dann nach Georgien ausreisen. Das ist die Idee, vielleicht kommt es anders.
Auf jeden Fall haben wir wieder einen Termin (den einzigen): Ausreise spätestens am 05.08.11.

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