Druckversion

unsere April 2011 story

30.04.11

Bilder

Wir sind seit heute in Anamur an der Südküste, auf halbem Weg zwischen Antalya und Içel (Mersin).

Von Yalvaç / Antiochien in Pisidien fuhren wir ziemlich genau südwärts bis zum Mittelmeer. Auf dieser Fahrt vom Anatolischen Hochland zum Meer machten wir nochmals Halt in Eğirdir, und dann in Adada und Çandır. Am Meer angelangt liessen wir Antalya rechts liegen und fuhren der Küste entlang ostwärts, über Alanya und Gazipaşa nach Anamur. Auf dieser Küstenstrecke machten wir auch Halt in Antiocheia ad Cragum.

Adada ist eine antike Stadt in den Bergen, auf gut 1200 m. Die Blüte erlebte sie wärend der Römischen Kaiserzeit, im Jahr 325 war sie bereits Bischofssitz, und im 13. Jahrhundert bereits verlassen. Akropolis, Tempel, Theater, Forum und eine Kirche sind noch zu sehen. Die Stadt wurde nie ausgegraben. Uns hat die Römerstrasse am meisten beeindruckt, die dem Berghang entlang in die Stadt führt. Sie ist zum Teil noch sehr gut erhalten, mit sehr grossen Steinplatten (siehe Bild). Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist Apostel Paulus auf denselben Steinplatten gelaufen wie nun wir, auf seiner ersten Missionsreise von Perge (an der Küste, etwas östlich von Antalya) nach Antiochien in Pisidien. Wir konnten im Ruinengelände parkieren und blieben 3 Tage. Einen Massentourismus gibt es hier nicht, kein Eintritt war zu bezahlen, kein Reisecar kam vorbei. Aber Wanderer mit Rucksack und Zelt kamen vorbei: ein junges Paar aus Köln (Lehrer) und einen Tag später der Franz aus Bayern (ebenfalls Lehrer). Es waren noch Osterferien. Unsere Besucher waren schon eine Woche unterwegs, auf dem Fernwanderweg 'St Paul Trail'. Wir konnten Kaffee und Suppe offerieren, und auch etwas Lebensmittel auf den Weg mitgeben. Für uns waren diese Begegnungen eine willkommene Abwechslung und eine Gelegenheit für interessante Gespräche.

Der St Paul Trail ist der zweitlängste Fernwanderweg in der Türkei, ca 500 km lang. Um die ganze Strecke zu laufen braucht man ca 5 Wochen. Er wurde von der Engländerin Cate Clow realisiert. Der Weg beginnt in Perge und führt nach Yalvaç / Antiochien in Pisidien. Ein alternativer Ausgangspunkt ist Aspendos (ebenfalls an der Küste, etwas östlicher von Antalya). In Adada kommen diese zwei Wege zusammen. Von hier aus haben wir 2 Tagestouren auf diesem Weg gemacht. (Wir hätten ja in drei Richtungen laufen können.) Wir hatten uns vorher den Wanderführer mit Karte besorgt, und sicherheitshalber auch die GPS-Koordinaten. Man kann sich trotz Markierungen leicht verlaufen (was den Lehrern aus Köln auch passiert ist).

Das kleine Dorf Çandır liegt am Stausee 'Karacaören' und im Naturpark 'Yazili Canyon'. Hier blieben wir 2 Tage, bei einem einfachen Restaurant direkt am Eingang zu einem Canyon. Der 'St Paul Trail' kommt auch hier vorbei. Für uns hiess dies eine weitere Tagestour auf diesem Weg. Von unserem Umkehrpunkt aus konnten wir eine schöne Aussicht in die Taurus Berge geniessen (siehe Bilder).

Antiocheia ad Cragum ist auch eine antike Stätte, direkt am Meer in imposanter Lage. Die Burg ist auf einem grossen Felsen. Wir haben gleich darunter parkiert, für zwei Tage. Besucher hatten wir auch hier: zwei junge Türken, die mit Harpune fischen gingen, und ein Jäger, der mit Motorrad, Flinte und Taschenlampe vorbeikam, spät Abends, auf der Suche nach Wildschweinen. In diesem Küstenabschnitt hat es sehr viele Bananenplantagen. Diese haben wir in der Türkei nicht erwartet.

Auf unserer Fahrt von den Bergen ans Meer wurde es schliesslich sehr schnell warm. Vorbei sind die Zeiten von 2 Schlafsäcken und von abendlichem Heizen im Bremach. Das Sommerpijama ist nun gefragt.

20.04.11

Bilder

Am 07.04.11 sind wir also von Selçuk weitergezogen, ins Landesinnere Richtung Eğirdir See (nördlich von Antalya). Der erste Halt, für eine Nacht, war in einem Olivenhain etwas abseits der Strasse. Der zweite war in Aphrodisias, gleich neben dem Restaurant am Eingang zu dieser antiken Stätte. Aphrodisias liegt etwas südwestlich der Stadt Denizli, das nächstgelegene Dorf heisst Geyre. Der Berg 'Baba Dağı' (2308 m) ist auch nahe, er hatte auf der Nordflanke noch Schnee. Hier blieben wir 2 Nächte, schauten uns Aphrodisias in aller Ruhe an.

Dann ging es weiter westlich an den Burdur-See, vorbei an den kleineren Seen Salda und Yarışlı. Nach einer Uebernachtung direkt am See ging es weiter nach Sagalassos. Unterwegs machten wir Halt in der Stadt Burdur und besuchten dort das sehr schöne Museum. Viele hellenistische und römische Funde aus Sagalassos sind dort ausgestellt. Auch die Stadt selbst machte einen guten, gepflegten Eindruck.

Sagalassos selbst liegt auf ca 1500 m, an einem Berghang oberhalb des Ortes Ağlasun, eine schmale Asphaltstrasse führt hoch. Das Uebernachten dort war nicht erlaubt, aber der Wärter meinte 200 m weiter unten sei ok. So übernachteten wir quasi am Strassenrand, mit schöner Aussicht ins Tal und auf Schneeberge in der Ferne. Der Verkehr hat uns nicht gestört, es gab gar keinen. In der Nacht hat es stark gewindet, es fielen ein paar Schneeflocken. Aprilwetter gibts auch in der Türkei.

Am nächsten Tag (12.04.11) trafen wir dann in Eğirdir ein, am See gleichen Namens. Da es immer noch kalt und stark windig war wählten wir die Pension Charly als unsere Unterkunft, für vier Nächte. Die Pension liegt fast direkt am See, etwas erhöht, mit entsprechender Aussicht. Im Norden wiederum ein schneebedeckter Berg, der Barla Dağı (2799 m). Eğirdir und der See selbst liegen auf 916 m.

Der Eğirdir-See ist der viertgrösste der Türkei, 488 km2 gross, 48 km lang und an der engsten Stelle nur 2 km breit. Er ist also etwas kleiner als der Bodensee (536 km2, Obersee und Untersee zusammengerechnet, wovon der Obersee 473 km2 ist).

In der Pension Charly waren wir nicht die einzigen Gäste. Ein paar Türkische und ausländische Touristen leisteten uns Gesellschaft. Und dann waren noch ein paar Georgier hier. Sie kaufen in der Umgebung Aepfel ein, für Georgien. Sie haben nicht nur viel und lange getafelt und dabei viel Vodka getrunken, sondern auch ein paar Musteräpfel schön aufgereiht und lange darüber diskutiert. Wir dachten Georgien sei ein Agrarland und hätte genügend eigene Aepfel. Die Umgebung von Eğirdir ist ein 'Mostindien' und deckt 10% der Apfelproduktion der ganzen Türkei ab. 'Bio' scheint nicht verbreitet zu sein, wir sahen unzählige Traktoren, fast alle mit einem Anhänger mit Chemie (Spritzmittel) unterwegs.

Dann ging es durch Apfel- und Ackerland an die engste Stelle des Sees. Dort haben wir im flachen Vorland unser Quartier bezogen, für 3 Nächte, wiederum im Bremach. Das kleine Dorf Kemer (nur ein paar Häuser und eine Moschee) war ein paar hundert Meter entfernt. Dort hatten wir auch vorher gefragt wegen dem Uebernachten auf der Wiese direkt am Wasser. Schafherden kamen bei uns vorbei, auch ab und zu ein paar Kühe, und zwei Mal eine Gruppe Pelikane, sicher weit über hundert Vögel. Das war ein besonderes Erlebnis für uns, das Rauschen der Flügelschläge so gut zu hören, zu sehen wie die Pelikane aus dem Wasser schöpfen (hoffentlich Fische). Ach ja, Frösche waren auch gut zu hören, ein lautes Konzert, sogar bei Vollmondschein über dem Wasser.

Seit gestern sind wir in der Kleinstadt Yalvaç, etwas südwestlich von Akşehir. Zwei km ausserhalb liegt Antiochien in Pisidien. Heute haben wir diese Stätte besucht, wo der Apostel Paulus drei Mal vorbeigereist ist. Von der Synagoge, in der er gepredigt hat ist nichts mehr zu sehen, eine Kirche wurde später darüber erbaut. Von dieser ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Stadt Antiochien wurde von den Hellenen gegründet. Unter den Römern gehörte sie zuerst zur Provinz Galatien und wurde später Hauptstadt der Provinz Pisidien. Die Begriffe 'Galatien' und 'Galater' sind uns bekannt: Brief des Paulus an die Galater (eigentlich: Brief des Paulus an die Gemeinden in Galatien). Auch wenn nicht mehr viel erhalten ist aus dieser längst vergangenen Zeit hat uns der Besuch doch beeindruckt, wegen der Geschichte. Antiochien liegt übrigens auf 1236 m.

Es gibt noch ein weiteres bekanntes Antiochien: Antiochia am Orontes, das heutige Antakya. Dieses ist im Südosten der Türkei, in der Nähe der Grenze zu Syrien.

06.04.11

Bilder

Wir sind im Moment in der Kleinstadt Selçuk, südlich von Izmir und 3 km von der antiken Stätte Ephesus entfernt.

Nach ein paar ruhigen und kalten Tagen in Ayvalık zogen wir nach Bergama. Dort besuchten wir das sehr berühmte und wirklich imposante antike Pergamon. Auf dem Campingplatz waren wir die einzigen Touristen (die erste Nacht ausgenommen, wo uns noch ein junges Holländisches Paar Gesellschaft leistete.)

Nach 4 Tagen ging es zurück an die Küste der Aegäis, nach Foça. Wegen kaltem Wetter, starkem Nordwind und schlechter Wetterprognose für die nächsten Tage wählten wir wieder eine kleine Pension als Unterkunft. Am letzten Tag war es schön und warm, so dass wir etwas der Küste entlang wanderten.

Nach 5 Tagen, am Samstag 12.03.11 ging es weiter südlich nach Izmir.
Wir empfingen dort gleichentags am Flughafen unseren Besuch aus der Schweiz:
Lucia und Ralph aus Kefikon. Wir verbrachten gemeinsam 4 ganz schöne Tage, bei bestem Frühlingswetter. Wir besuchten zusammen die Kleinstadt Çeşme, gleich gegenüber der Griechischen Insel Chios, und 2 Tage später Ephesus bei Selçuk, ebenfalls per Bus.

Am Donnerstag 17.03.11, ein Tag nach der Abreise von Lucia und Ralph, verliessen auch wir Izmir. Wir wollten ein paar Tage am Meer verbringen. Die anvisierten Campingplätze waren aber noch geschlossen, wildes Uebernachten am Meer war nicht erlaubt (wahrscheinlich weil die Griechischen Inseln zu nahe sind) und so landeten wir ein zweites Mal in Selçuk.

Wir parkierten vorerst in der Nähe eines (uns bereits bekannten) Restaurants. Dann meinte ein Türke wir sollten bei ihm vor dem Teppichzentrum parkieren, weil dort eine Ueberwachungskamera sei. Gemacht. Dann kam Doris aus Trubschachen im Emmental und meinte wir könnten vor ihrem Haus parkieren. Gemacht. So stand der Bremach 5 Tage dort. Wir konnten im Haus Bad und Dusche benützen. Doris lebt seit 10 Jahren hier und betreibt zusammen mit ihrem Mann Mihail (Türke) seit 7 Jahren ein ganz schönes Café, sicher das beste in Selçuk. Durch die Vermittlung von Doris lernten wir auch Marianne aus Aarau kennen (seit 30 Jahren hier), Irene aus Zug (seit 10 Jahren) und Ria aus Luzern (seit 2 Jahren). Ria betreibt mit ihrem Mann (Türke) ein Hotel (100 m von uns entfernt, in der gleichen Gasse). Ria hat Kindergarten und die ersten Klassen in Buochs besucht, wo Paul aufgewachsen ist. Dann kam auch noch ein Telefon von Gisela. Wir kennen ihre Schwester und Schwager, die in Islikon wohnten. Die Welt scheint klein zu sein. Auch unser Zigarettenverkäufer kennt die Schweiz, er hat in Chur gelebt, zwei seiner fünf Kinder sind dort geboren.
Am Samstag, wir sassen im Café von Doris, kamen Hanspeter und Annemarie mit grossen Rucksäcken. Sie sind auf dem Weg von Basel nach Jerusalem, zu Fuss. Die zwei wohnten für ein paar Tage bei Doris und Mihail.

Am 22.03.11, nach 5 Tagen Selçuk, ging es weiter südlich nach Didim (das antike Didyma). Dort blieben wir 5 Tage auf einem Picknickplatz, direkt am Meer. Auch hier waren wir die einzigen Touristen (die erste Nacht wiederum ausgenommen).

Dann wechselten wir vom Meer zum See. Wir zogen nach Kapıkırı am Bafa See. Dieses kleine Dorf liegt inmitten der Ruinen des antiken Heracleia ad Latmos. Unser Standort war direkt am See, und Ueberreste der hellenistischen Stadtmauer waren nur 3 Meter entfernt. Vor 2000 oder 3000 Jahren lag unser Standort noch am Meer, am Latmischen Meerbusen. Geschiebe des Flusses 'Grosser Mäander' kam in die Quere und hat die Bucht abgetrennt, zum See werden lassen. Die Landschaft gefiel uns sehr gut: Vor uns der See, hinter uns das Latmos Gebirge, davor Dorf und Ruinen, zum Bsp. der Tempel der Athene. Die Landschaft mit grossen abgerundeten Felsen hat uns an Hampi in Indien erinnert.

Nach 5 Tagen Bafa See ging es zurück nach Selçuk. Paul's Notebook war inzwischen repariert und konnte abgeholt werden. Ümit Öztürk gab sich sehr viel Mühe, dass der Notebook überlebte.

Vorgestern lernten wir noch Liliane und Jan aus Basel kennen. Sie sind mit einem Landrover unterwegs nach Australien, mit ihrer Tochter Lola, gut 6 Monate alt.

Heute sind wir genau 2 Monate in der Türkei. Morgen geht es weiter, nun wirklich ins Landesinnere, Richtung Eğirdir See (nördlich von Antalya).

placeholder
top
placeholder