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unsere März 2011 story

02.03.11

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Von Tekirdağ aus sind wir der Westküste des Marmarameers entlang auf die Halbinsel Gallipoli (Türkisch Gelibolu) gereist. Der erste Halt war in der Kleinstadt Gallipoli (Gelibolu) selbst. Dort haben wir das Museum des Seefahrers und Kartografen Piri Reis besucht. Piri Reis lebte von ca 1470 - 1554 oder 1555. Seine berühmteste Karte hat er 1513 in Gallipoli gezeichnet, als Teil seines Seefahrer-Buches. Es ist eine der ältesten (noch existierenden) Karten auf der Amerika abgebildet ist.

Auf der Halbinsel sind wir 2 Tage lang gemütlich rumgefahren, der Landschaft und vor allem der Geschichte wegen. Hier hat ja 1915-16 der Gallipolifeldzug der Engländer und Franzosen stattgefunden, gegen die Türken. Die Westmächte wollten nach Konstantinopel (Istanbul) vordringen, blieben aber auf der Halbinsel Gallipoli stecken und im Januar 1916 zogen sie wieder ab. Die Westmächte hatten 44'000, die Türken 87'000 tote Soldaten zu beklagen. Wahnsinn. Wir haben einige (der über 30) Friedhöfe und die ANZAC Gedenkstätte besucht. (ANZAC heisst 'Australian and New Zealand Army Corps'.) Der 'ANZAC Day' (25. April) ist in Australien und Neuseeland Nationalfeiertag.

Am 20.02.11 sind wir mit der Fähre über die Dardanellen von Eceabat nach Çanakkale gereist, d.h. wir haben in 25 Minuten von Europa nach Asien gewechselt. In Asien gings zuerst nach Troja, dann nach Babakale und Assos.

Troja hat uns positiv überrascht. Aufgrund Gelesenem haben wir nicht viel erwartet, einige Steinhaufen, ja. Doch es gab noch viele Ueberreste zu sehen. Die Lage auf einem flachen Hügel, von einer grossen Ebene umgeben und vom Meer etwas zurückversetzt war ebenfalls interessant.

Babakale ist der westlichste Punkt der Türkei, ein Sporn ins Meer, ein kleines Fischerdorf. Dieses hat nun einen grossen neuen Hafen. Er wurde am Tag unserer Abreise eingeweiht. Wir sind eine Stunde vor Ankunft des Ministers aus Ankara abgereist. Wir hatten unseren Standort wieder einmal auf dem Dorfplatz. Am Vorabend des hohen Besuches kam die Gendarmerie bei uns vorbei, Sicherheitskontrolle. Die Männer haben sich für die Störung entschuldigt, zuerst wollten sie die Pässe sehen, aber nach etwas plaudern waren diese nicht mehr von Interesse.

Die Lage von Assos war noch schöner als jene von Troja: Hoch über dem Meer, auf einer Hügelspitze, mit Blick auf die Griechische Insel Lesbos. Aristoteles hat hier gelebt (347 - 344 v.u.Z.) und auch Apostel Paulus soll hier vorbeigekommen sein, auf seiner dritten Reise (53 - 57 u.Z.).

Nach sechs Uebernachtungen im BREMACH (Troja, Babakale, Assos) haben wir in eine Pension gewechselt, hier in Ayvalık (ebenfalls gegenüber der Insel Lesbos, wir sehen diese allerdings nicht). Es ist in letzter Zeit erstaunlich kalt, wegen forschem Nordwind. So hatten wir am letzten 'BREMACH' Morgen nur eine Aussentemperatur von gut 2°C. Doch der Frühling kommt bestimmt (bald).

Nun sind wir bereits 3 Wochen in der Türkei, ohne Probleme. Der Fortschritt in der Sprache kommt langsam, aber stetig. Wir machen kaum noch den Fehler aus Gewohnheit ein Bulgarisches oder Serbokroatisches Wort zu verwenden, wie dies in den ersten Tagen natürlich geschah. Die Balkan-Zeit ist vorbei.

Noch ein trübes Kapitel aus der Geschichte des letzten Jahrhunderts sei erwähnt: Der Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei nach deren Krieg 1921-22. Fast eine halbe Million Muslims zogen von Griechenland in die Türkei, und über eine Million Griechisch Orthodoxe in umgekehrter Richtung. Von der Terrasse unserer Pension in Ayvalık sehen wir 2 Konsequenzen: Das Holzdach der orthodoxen Kirche gleich auf der anderen Seite des schmalen Gässchens zerfällt, das Tor zum Kirchhof ist verriegelt, und in 200 m Distanz ist eine weitere Kirche nun Moschee, d.h. im ehemaligen Kirchhof steht ein Minarett und auf der Kuppel ist der Halbmond statt das Kreuz. (Unsere Pension ist übrigens auch ein altes Griechisches Haus.)

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