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unsere September 2010 story

30.09.10

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Seit 14 Tagen sind wir am Ohridsee in Mazedonien. Nach 7 Tagen in Kališta bei Struga und 5 Tagen in Ohrid sind wir nun seit 2 Tagen in Sveti Naum, in der südöstlichen Ecke des Sees.

In Ohrid (Aussprache Ochrid) hatten wir uns auf dem Parkplatz des Restaurants 'Cuba Libre' installiert. Wasser, Schilf, Steg und Bar waren keine 100 Meter entfernt. Wir konnten über den See zurück nach Kališta blicken, nun 14.3 km entfernt. Tagsüber kamen Wanderer oder Jogger vorbei, nachts waren wir alleine. Wir konnten vom wireless Internet des Restaurants profitieren, d.h. wir sassen im BREMACH und hörten Radio DRS oder schrieben eMails. Bis zur Altstadt waren es 15 Minuten Promenadenweg.

Ohrid ist ein wirklich schöner Ort: Eine Altstadt am Hügel, darüber die Burg von Zar Samuel aus dem 10. Jh., mehrere ganz alte Kirchen, eine gepflegte Promenade, Aussicht auf die Berge ringsum, Restaurants und Cafés direkt am Wasser.

Ohrid ist für die Geschichte von Mazedonien und der orthodoxen Kirche ein sehr wichtiger Ort. So hat Kliment, ein Schüler von Kyrill von Saloniki (der Erfinder des kyrillischen Alphabets), hier die erste Slawische Schule gegründet (oder war es bereits eine Universität?). Ausgrabungen sind noch im Gange.

In Sveti Naum sind wir noch näher am See, nicht auf dem Parkplatz, sondern davor, 5 m vom Wasser. Einheimische haben uns den Platz empfohlen, es sei der schönste. Kloster und dazugehöriges Hotel sind in der Nähe, das Dorf ist ein paar km entfernt. Noch näher sind Souvenirstände und ein einfaches Restaurant. Tagsüber kommen viele Touristen vorbei um das Kloster zu besichtigen, heute zum Beispiel mit einem Car aus Polen, Kroatien, Montenegro und dem Kosovo. Aber nachts sind wir auch hier alleine (mit Ausnahme von 2 Kellnern, die im Restaurant bleiben). Von unserem Platz aus können wir die Stadt Pogradec in Albanien sehen, knappe 8 km entfernt. Nachts sehen wir dort die Promenade beleuchtet. Im September 2007 waren wir auch dort.

Das Kloster wurde vom heiligen (sveti) Naum, ebenfalls einem Schüler von Kyrill, im Jahre 905 gegründet.

Seit Kališta hören wir kaum mehr Albanisch, wir sind nun auf orthodoxem, sprich mazedonischem Territorium, und die Schrift ist vorwiegend kyrillisch. Für ein paar Beispiele dieser Schrift siehe das Bild mit dem ТЕЛЕФОН. Das Mazedonisch ist dem Serbo-Kroatischen ähnlich. So können wir uns einigermassen mit den Leuten unterhalten.

21.09.10

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Nach 3 Tagen am Debarsee (Debarsko Ezero, auf 583 m) sind wir direkt zum nächsten gefahren, dem Mavrovosee (Mavrovsko Ezero, auf 1220 m), 61 km entfernt, immer noch im Nordwesten von Mazedonien, ca 20 km von Albanien und vom Kosovo entfernt. Hier haben wir im Haus 'St. Moritz' für 2 Nächte ein Zimmer gemietet. (Mavrovo ist auch ein Skiort, vielleicht deshalb dieser Name.) Wir wollten wieder mal waschen lassen. Die Wäsche wurde mangels Waschmaschine in die nächste Stadt (wahrscheinlich Gostivar) gebracht, und war wie versprochen am nächsten Morgen zurück. Dann konnten wir sie auf dem Zimmerbalkon trocknen lassen.

Dann gings ins Bergdorf Galičnik. Dieses liegt auf 1444 m und ebenfalls im Nationalpark Mavrovo (Mazedonien's grösster und ältester Nationalpark). Von hier aus haben wir eine schöne Tour gemacht, auf den Medenica (2163 m) in den Čaušica Bergen. Der Weg war sogar markiert, welche Ausnahme.

Dann gings zum nächsten See, dem Ohridsee (Ohridsko Ezero, 695 m), 147 km entfernt. An diesem sind wir nun seit 5 Tagen, im Dorf Kališta bei Struga, auf einem kleinen Campingplatz direkt am Wasser. Schilf, Schwäne, Enten, Blässhühner, Haubentaucher, Schwalben, wir könnten am Bodensee sein. Der Campingplatz wird von einer lieben Familie geführt. Die Frau spricht ziemlich gut Deutsch, der Mann Englisch (er hat in den USA gearbeitet). Gestern wurden wir zum Mittagessen eingeladen, einfach so. Fritz aus Linz und wir sind meist die einzigen auf dem Platz, aber für 2 Nächte waren auch Armin und Myrta aus Oberhasli ZH hier.

Die Einheimischen sagen, dass ca. 50% der Dorfbevölkerung im Ausland lebt, in der Schweiz, USA, in Deutschland oder Oesterreich. Ein Verwandter 'unserer' Familie hat uns sein fast perfektes 'Züritütsch' demonstriert. Die Bevölkerung hier ist fast ausnahmslos Albanisch.

Der bekannte Ort Ohrid liegt gleich gegenüber, auf der anderen Seeseite, 14 km entfernt. Wir werden ihn sicher noch besuchen. 85 % der Bevölkerung von Ohrid sind Mazedonier, d.h. Slawen, orthodoxen Glaubens und Mazedonisch sprechend.

In der Kleinstadt Struga, 3 km von hier entfernt, ist das Verhältnis von Albaner zu Mazedonier ausgeglichener. Sagen wir dort 'mir dita' oder 'dobar dan' für 'guten Tag'? Manchmal hilft uns eine kleine Eselsbrücke: Ist das Geschäft in kyrillischer Schrift angeschrieben, sind es sicher Mazedonier die es betreiben, also 'dobar dan'. Können wir in der Aufschrift ein ë ausmachen, sind es Albaner, also 'mir dita'. Wir könnten es uns natürlich einfacher machen und nur Englisch oder Deutsch reden. Als Ausländer sind wir ja sofort erkannt und die Leute erwarten nicht, dass wir ihre Sprache sprechen. Aber viele von ihnen sprechen Deutsch und/oder Englisch.

Noch ein Nachtrag zu Albanien:

Von Kukës sind wir also Richtung Südosten gereist. Nach 2 Tagen waren wir im Bergdorf Radomir (1266 m). Parkiert haben wir auf dem Dorfplatz, da dieser einigermassen eben war. Der Berg Korab (Mali i Korabit, Golem Korab, 2764 m) war relativ nahe. Er ist der höchste Berg von Albanien und Mazedonien. Eine Tour dorthin mit dem Zelt war verlockend, wir haben schliesslich verzichtet: Das Wetter war nicht gut, und es lag zum Teil noch Schnee.

So zogen wir weiter, Richtung Nationalpark Lura (Kukorë e Lurës) zwischen Peshkopi und Burrel. Nach 65 km Fahrt durch interessante Landschaften (und für einige km sogar auf Asphalt) machten wir im Bergdorf Selishtë (825 m) Halt. Ein einziges Gebäude an der Naturstrasse, die anderen in der Umgebung verteilt. Dieses war das Café, ein nüchterner Raum mit 5 Tischchen, einer Theke, einer Espresso-Maschine und ohne Toilette. Wir konnten auf der anderen Strassenseite und direkt vor dem Eingang parkieren. Wir blieben 2 Tage. Hier traf sich die Männerwelt des Dorfes, ein einziges Mal kam eine alte Frau ins Lokal. Am Morgen unserer Weiterreise, Sonntag, wurde noch ein kleinerer Muni geschlachtet, am Strassenrand neben dem Lokal und schräg gegenüber vom Bremach. Das Fleisch wurde anschliessend am selben Ort verkauft (siehe Bild).

Also von Selishtë weiter Richtung Nationalpark Lura. Abzweigung auf dem Pass Qafa Murrës (960 m), gemäss Karte, aber diese ist nicht so genau. Kein Hinweis hier dass es zum Nationalpark geht, aber ein Schäfer kennt den Weg. Die 'Strasse' ist nun wirklich miserabel, und würde für die nächsten 20 km wahrscheinlich so bleiben. So geben wir nach knapp 4 km auf und parkieren auf einem flachen Stück Wiese, etwas unterhalb eines kleinen Chrom-Bergwerkes. Hier bleiben wir 3 Tage. Ein Deutscher und ein Ungare kommen vorbei, auf Motorrädern mit Seitenwagen (Marke 'Ural' aus Russland, von den stärksten). Sie meinen die Fahrt durch den Park sei eine Tortur gewesen, sie hätten sogar die Seilwinde gebraucht. Die Lastwagen für den Transport von Holz hätten die Strasse völlig zerstört. Wir sehen die leeren Lastwagen (ca 10) jeden Morgen im Schritttempo bergwärts kriechen und am Abend oder nachts talwärts, im gleichen Tempo, schwer beladen (siehe Bild). Das Holz ist mit grösster Wahrscheinlichkeit illegal geschlagen, ein trauriger Anblick.

So kehren wir um und fahren in 2 Tagen via Burrel zur Grenze südlich von Peshkopi und nach Mazedonien.

Albanien hat uns auch dieses zweite Mal sehr gut gefallen. Die Leute waren (mit ganz wenigen Ausnahmen) sehr hilfsbereit und sehr freundlich. Das letzte Beispiel: Kurz vor der Grenze wollen wir unsere letzten Leks 'verputzen' und kehren für einen Espresso ein. Bezahlen dürfen wir ihn nicht. Beim Einsteigen bestürmt uns ein Albaner, er wolle uns einen Kaffee offerieren. Wir geben schliesslich nach und kehren ins Café zurück. Ein kleiner Imbiss kommt dazu, und zum Schluss unbedingt noch ein gutes Pfund Schafskäse als Proviant für die Weiterreise.

10.09.10

Seit gestern sind wir in Mazedonien, nach 35 Tagen in Albanien. Wir sind in der Kleinstadt Debar, 15 km nach der Grenze, nördlich vom Ohridsee und südwestlich von Gostivar. Wir haben direkt am See parkiert, neben einem Restaurant. Gestern war es um 22 Uhr noch angenehme 20° C. Hier in Debar wird noch Albanisch gesprochen, die nächste Sprachumstellung steht uns also noch bevor. Es geht uns sehr gut.

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