Druckversion

unsere September 2007 story

15.09.07

Nach genau 3 Wochen Albanien sind wir gestern (14.09.07) nach Montenegro zurückgekehrt, in die Hauptstadt Podgorica. Heute brechen wir nochmals auf in Montenegro's Berge, zum letzten Mal (mindestens für dieses Jahr). Wir hoffen auf gutes Wetter. (Vorgestern hat der Ramadan begonnen. Ein lokales Sprichwort sagt: "Schönes Wetter am ersten Ramadantag heisst schönes Wetter für einen ganzen Monat." Wir können also mit gutem Wetter rechnen.)

In Albanien sind wir von Saranda nach Berat gereist, bis zur Stadt Vlora der sehr interessanten Küste entlang. Berat gilt also die Museumsstadt von Albanien. Nach ein paar Tagen gings weiter nach Shkodra, am See gleichen Namens. Und dann gings über die Grenze, wieder einmal zu Fuss. (Interessanterweise gibts eine Busverbindung von Shkodra über die Grenze nach Ulcinj am Meer, aber keine nach der Hauptstadt Podgorica.)

Albanien hat uns sehr gut gefallen. Wir würden gerne eines Tages dorthin zurückkehren, für länger als nur 3 Wochen. Ein handycap ist hier leider die Sprache.

Zufallsbekanntschaften mit anderen Ausländern machen meistens Spass. 3 Beispiele aus der Kleinstadt Berat:
Ein (auch schon pensioniertes) Ehepaar aus Toulouse war mit einem 4WD unterwegs. Sie waren in Berggebieten von Albanien die uns schon lange und speziell intertessieren. Sie gaben uns interessante und hilfreiche Hinweise.
Ein Ehepaar aus Chateau d'Oeux (fast bei Monika's Gstaad) war ebenfalls mit einem 4WD unterwegs. Sie interessierten sich für Berggebiete in Montenegro die wir kennen. So waren es diesmal wir, die Tips geben konnten.
Ein Einzeltourist aus Russland. (In Albanien, noch mehr in Montenegro, haben wir relativ viele Russen angetroffen. Die 2 Länder sind beliebt, da kein Visum benötigt wird.) Er ist Uebersetzer bei einer der grössten Oel- und Gasfirmen von Russland, und bereist in dieser Funktion 'die ganze Welt'. Mit ihm haben wir uns nicht über Berggebiete unterhalten, sondern über Putin, Tschetschenien und die orthodoxe Kirche in Russland. Es erstaunt wohl kaum, dass die erhaltenen Informationen nicht mit jenen der Medien übereinstimmen.

Zufallsbekanntschaften auch mit Ausländern sind uns immer sehr willkommen. Sie erlauben oft Diskussionen über irgendwelche Themen, eben vom Zufall bestimmt. Eine gemeinsame Sprache als Voraussetzung dazu ist meistens gegeben.

08.09.07

Wir sind nun 2 Wochen in Albanien. Im Eiltempo sind wir vom Nordosten in den Südwesten gereist, im Zickzack von den Bergen ans Ionische Meer.
Die Route: Kukes (Grenze zum Kosovo) - Kruja (nördlich von Tirana) - Tirana - Elbasan - Pogradec (am Ohrid See, Grenze zu Makedonien) - Korca - Voskopoja - Permet - Gjirokastar - Saranda (am Ionischen Meer, gegenüber Corfu, Grenze zu Griechenland).

Wir haben sehr interessante Landschaften (die Berge im Nordosten, die Küste im Südwesten) und Orte (Kruja, Gjirokastar) gesehen und genossen. Wir haben sehr freundliche und hilfsbereite Leute kennengelernt. Wir fühlen uns hier in Albanien so sicher wie in irgendeinem Land Europa's das wir bereist haben. Ab Kruja haben wir auch wieder ausländische Touristen getroffen, erstmals seit vielen Wochen, am meisten gestern in Butrinti. (Ein Kreuzfahrtschiff ist, von Venedig her, nach Saranda gekommen.) Auch Rucksacktouristen sind wieder zu sehen, ab und zu.

Morgen brechen wir wieder auf (nach 5 Tagen Saranda plus Umgebung), nordwärts. Ueber Berati und Shkodra wollen wir zurück nach Montenegro. Dort haben wir noch 3 Berge 'im Visier'. Hoffentlich wird die Fernsicht 2. Hälfte September besser sein als Juli & August. Wir hoffen natürlich auch auf gutes Wetter und noch akzeptable Temperaturen zum Zelten.

Betreffs Wetter: Seit 30. Juni, also seit 10 Wochen, hatten wir tagsüber 5 mal Regen (letztmals gestern für 2 Stunden) plus 3 mal Gewitter in der Nacht. Das war alles! Und es war meistens sehr heiss. In den letzten 4 Tagen wars merklich kühler (d.h. am Abend Pullover anziehen).

Darfs noch etwas mehr sein, zu den besuchten Orten?

Kukes
35 km nach Prizren, 16 km nach der Grenze zum Kosovo. Eine neue Stadt. Die alte liegt im Stausee des Flusses Drin, der in den 70er Jahren gebaut wurde. Von hier unser erster Eindruck von Albanien.

Kruja
32 km nördlich der Hauptstadt Tirana, 650 müM. Eine geschichtsträchtige Kleinstadt. Ursprung der Burg wahrscheinlich im 5. oder 6. Jh.. Burg/Ort erstmals 871 erwähnt (Bischofssitz Kruja). Im Mittelalter 3 grosse Angriffe der Türken abgewehrt (1450, 1466, 1467). Von den Türken 1478 erobert. War das Zentrum des Widerstandes der Albaner, unter Führung von Skanderbeg, gegen die Türken. Wir haben nebst Städtchen, Burg mit Skanderbeg Museum auch die Tekke der Bektashi besucht. (Die Bektashi sind Muslime einer speziellen Ausrichtung. Ihr weltweites Zentrum war 1925 - 1945 in Albanien.)

Skanderbeg (Gjergi Kastrioti, 1405 - 1468)
Albanien's Nationalheld. Führer des Widerstandes gegen die Türken. Dieser 1443 - 1468 von Kruja aus. Skanderbeg soll alle seiner 25 (oder waren es nur 13?) Schlachten gegen die Türken gewonnen haben. Der Widerstand in Albanien gegen die Türken war 1479 zu Ende (26 Jahre nach der Eroberung von Konstantinopel, 1 Jahr nach dem Fall von Kruja, 1 Jahr nach Skanderbeg's Tod.) Die Albaner sind stolz auf Skanderbeg. Er habe Europa vor der Eroberung durch die Türken gerettet.
Nach der Eroberung durch die Türken sind viele katholische Albaner nach Kalabrien und Sizilien ausgewandert. Ihre Nachkommen sind die 'Arbaresh'. An gewissen Orten dort wird immer noch der Albanische Dialekt 'Tosca' gesprochen.

Pogradec
Eine Kleinstadt am Ohrid See, Grenze zu Makedonien, 88 km östlich von Tirana. Ist einer der beliebtesten Ausflug- und Ferienorte der Albaner, wegen dem angenehmen Klima am See, v.a. im Sommer. Der See ist 30 x 15 km gross. Wir haben hier den grössten Corso (Gjiro, das abendliche Flanieren von Jung und Alt) im Balkan gesehen.

Voskopoja
Ein kleines Dorf in Südost-Albanien, 24 km westlich von Korca, 1160 müM. Ein paar 100 Einwohner. Soll um 1750 die grösste Stadt im Balkan gewesen sein, mit ca 35'000 Einwohnern und 24 Kirchen. Jetzt gibts noch 8 Kirchen. 6 davon haben wir besucht. Alle, eine Klosterkirche ausgenommen, sind in einem erbärmlichen Zustand. Alle verschlossen (für 1 konnten wir den Schlüssel organisieren), Fenster z.T. zugemauert, z.T. aber mit schönen Fresken. Nicht zu vergessen ist: Albanien war unter Enver Hoxha ein atheistischer Staat, und mit einer Kulturrevolution nach Chinesischem Vorbild 1966 - 67, der sehr viele Kulturgüter zum Opfer fielen.

Gjirokastar
In Süd-Albanien. Altstadt am Berghang, 325 müM, Neustadt in der Ebene. Altstadt ein UNESCO Weltkulturerbe seit 2005. Geburtsort von Enver Hoxha. Deshalb wurde zur kommunistischen Zeit viel Aufwand zum Erhalt des Stadtbildes betrieben. Geburtsort des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Ismail Kadare. Die Häuser der Altstadt haben einen ganz speziellen Baustil.
Die Altstadt hat uns sehr gut gefallen, obwohl mittlerweile viele Häuser in einem erbärmlichem Zustand sind, z.T. ganz einfach verfallen.

Saranda
Stadt am Ionischen Meer, ganz im Süden Albaniens. Landgrenze zu Griechenland ca 20 km, zur Griechischen Insel Corfu 10 km. Eine Touristen-Stadt. Soll 290 sonnige Tage pro Jahr haben. Extremer Bauboom. Sicher mehr als die Hälfte der Häuser (Hotels, Appartementblocks) sind im Rohbau. Ausgangspunkt für Butrinti.
Wir haben hier für 5 Tage ein einfaches Appartement (in einem unfertigen Block natürlich) und haben von hier aus Ausflüge gemacht.

Butrinti
Ruine, archäologische Stätte, 18 km südlich von Saranda, gleich gegenüber von Corfu. Zeigt über 2000 Jahre Geschichte des Mittelmeeres, des Auf- und Niederganges der grossen Imperien (Griechen, Römer, Osmanen). Siedlung mindestens seit dem 8. Jh. vuZ. Besiedlung durch Griechen von Corfu seit dem 6. Jh. vuZ. Teil des Römischen Reiches seit 167 vuZ. Wird zu einer blühenden Römischen Stadt (mit Amphitheater, Bäder, etc) Im 5. und 6. Jh. die ersten Kirchen. Butrinti wird Bischofssitz. 1081 von den Normannen erobert, nach einer Seeschlacht gegen Byzanz vor Butrinti. 1386 von Venedig gekauft. Niedergang nach der Eroberung durch die Türken 1417. Im 19. Jh. nur noch ein kleines Fischerdorf, im Territorium des Türken Ali Pasha (dem 'muslimischen Bonaparte'). Ausgrabung von Butrinti 1928 - 1939, durch Italienische Archäologen. UNESCO Weltkulturerbe seit 1992.
Sehr gut gefallen hat uns der Ort der Ruinen: auf einer Halbinsel, im Wald zerstreut, z.T. mit schöner Aussicht auf Sumpflandschaft, Hügel, Berge. Sehr beeindruckt hat uns Butrinti's lange Geschichte, und wie wenig davon sichtbar übrig geblieben ist.
placeholder
top
placeholder